In der vergangenen Woche prĂ€sentierte Criteo erstmals Daten, die zeigen, wie sich die weltweite Corona-Pandemie auf die Trends und das Verhalten der Konsumenten auswirkt. Dabei zeigte sich: Die in vielen LĂ€ndern eingefĂŒhrten MaĂnahmen zum sogenannten âSocial Distancingâ haben starken Einfluss darauf genommen, wie und was die Verbraucher kaufen. Unsere Analyse konzentrierte sich insbesondere auf das GeschĂ€ft mit Lebensmitteln, Reinigungsmitteln und Haushaltswaren.
In dieser Woche haben wir unsere aktuellen Daten analysiert, um die Verbrauchertrends in diesen unsicheren Zeiten noch besser zu verstehen.
Social Distancing sorgt dafĂŒr, dass mehr Konsumenten online sind
Wuhan, eine chinesische Stadt mit 11 Millionen Einwohnern und das erste Epizentrum der Corona-Pandemie, begann am 23. Januar mit einer staatlich verordneten Abriegelung. Italien leitete am 9. MĂ€rz eine landesweite Ausgangssperre ein und ordnete an, dass mehr als 60 Millionen Einwohner zu Hause bleiben mĂŒssen. Am 14. MĂ€rz rief Spanien den Ausnahmezustand aus und implementierte eine allgemeine Ausgangssperre fĂŒr ĂŒber 46 Millionen Menschen. Am 17. MĂ€rz kĂŒndigte Frankreich eine solche Ausgangs- und Kontaktsperre an, verbot alle öffentlichen Versammlungen und forderte die Menschen auf, ihr Heim nur noch fĂŒr wesentliche Besorgungen zu verlassen. In GroĂbritannien trat eine Ausgangssperre am 23. MĂ€rz in Kraft.
In den USA werden ĂŒber 158 Millionen Menschen aufgefordert, ihr Haus oder ihre Wohnung nicht zu verlassen. Und erst diese Woche hat auch der Premierminister Indiens eine dreiwöchige Ausgangssperre fĂŒr die 1,3 Milliarden Einwohner des Subkontinents angeordnet.
Social-Distancing-MaĂnahmen wie etwa Ausgangssperren, die die Ausbreitung des Virus verlangsamen sollen, haben den Alltag der Menschen radikal verĂ€ndert. Seit EinfĂŒhrung von QuarantĂ€nen und Kontaktsperren hat der weltweite Internet-Traffic um 50 Prozent zugelegt. Eine aktuelle Criteo-Umfrage zeigt zudem, dass mehr als die HĂ€lfte der US-amerikanischen Konsumenten (52 %) aufgrund der Corona-Krise mehr online kaufen wollen. Das gleiche gilt fĂŒr ĂŒber 70 Prozent der Verbraucher in SĂŒdkorea und 67 Prozent in Brasilien. BerĂŒcksichtigt man die Zahlen aus anderen LĂ€ndern wie Spanien (42 %), Deutschland (41 %), Russland (39 %) und Frankreich (36 %), lĂ€sst sich schlussfolgern, dass weltweit fast die HĂ€lfte der Verbraucher wegen des Corona-Virus mehr online einkauft.1
Die Omnichannel-Prognose
Die Daten der mit uns zusammenarbeitenden Omnichannel-Retailer in den USA zeigen, dass sie versuchen, das Minus im stationĂ€ren Handel ĂŒber den Boom im Online-Sektor auszugleichen.
Wie die obige Grafik zeigt, nahmen in den ersten Wochen der Pandemie (bis Anfang MĂ€rz) in den USA sowohl die VerkĂ€ufe im stationĂ€ren Handel als auch online stetig zu. Seitdem ist das GeschĂ€ft im stationĂ€ren Handel kontinuierlich zurĂŒckgegangen: im Vergleich zum Januar um ganze 46 Prozent. Gleichzeitig ist das Online-GeschĂ€ft um 58 Prozent gestiegen.
Durch die Analyse unserer ĂŒbrigen Daten, die von mehr als zwei Milliarden monatlich aktiven KĂ€ufern in ĂŒber 80 LĂ€ndern stammen2, ergibt sich allmĂ€hlich ein ganzheitliches Bild, wie sich die Konsumenten an die aktuellen VerĂ€nderungen anpassen.
Hier sind einige Highlights aus der Analyse dieser Woche:
1. Die VerkÀufe von Unterhaltungselektronik sind gestiegen.
Mehr und mehr Menschen arbeiten und studieren von zu Hause aus und/oder verbringen generell mehr Zeit daheim. In der Folge sind die VerkÀufe von Unterhaltungselektronik signifikant gestiegen.
Am 22. MĂ€rz schossen die VerkĂ€ufe von Webkameras in den USA in die Höhe (+534 %). Ăhnlich hohe Anstiege gegenĂŒber den ersten vier Wochen des Jahres gab es bei Computermonitoren (+357 %), Modems (+379 %) und Lernsoftware (+223 %).
In Frankreich entwickelte sich das GeschÀft mit Druckern und Zubehör besonders gut: Die VerkÀufe von Verbrauchsmaterialien stiegen um satte 1199 Prozent, die Sales in der Kategorie Druckerzubehör, Kopierer und FaxgerÀte (!) im Vergleich zum Januar noch um 313 Prozent.
In SĂŒdkorea stiegen im Februar die KĂ€ufe von Computermonitoren und Tablet-PCs massiv an. Im MĂ€rz ĂŒbernahm die Kategorie âKameras und Optikâ mit einem Plus von 56 Prozent die FĂŒhrung.
2. Der Verkauf von Haustierbedarf hat im MĂ€rz deutlich zugelegt.
US-Amerikaner sind offensichtlich bereit, viel Geld und Zeit in ihre pelzige Freunde zu investieren: Katzenfutter (+41 %), Katzenbedarf (+204 %) und Kleintierbedarf (+175 %) fĂŒhren die Liste der Spitzenreiter-Kategorien dieses Marktsegments an.
In Italien legten die Sales von Hundebedarf und allgemeinem Heimtierbedarf massiv zu, und zwar um 995 Prozent bzw. 679 Prozent.
In SĂŒdkorea stiegen im Februar die VerkĂ€ufe von Vitaminen und NahrungsergĂ€nzungsmitteln fĂŒr Haustiere. Auch der Handel mit Fisch- und Aquariumsbedarf liegt ĂŒber dem Durchschnitt: Am 22. MĂ€rz verzeichneten wir gegenĂŒber dem Januar ein Plus von 42 Prozent.
3. Die VerkÀufe von frischen Lebensmitteln steigen an.
Vor einigen Wochen, als in den USA immer mehr GeschĂ€fte geschlossen und stadtweite Ausgangssperren verhĂ€ngt wurden, deckten sich die US-amerikanischen Verbraucher mit nicht verderblichen Waren ein. In der vergangenen Woche jedoch â vielleicht als ErgĂ€nzung zu den jetzt mit Reis, Mehl und Konserven ĂŒberquellenden Speisekammern â stiegen auch die Sales von frischeren Waren wie Obst und GemĂŒse (+600 %) sowie Fleisch, Eiern und MeeresfrĂŒchten (+373 %) an.
In GroĂbritannien ist der Absatz von Milchprodukten um 887 Prozent gestiegen. Der Verkauf von Obst und GemĂŒse verzeichnete am 22. MĂ€rz ebenfalls einen Anstieg von 724 Prozent gegenĂŒber dem Durchschnitt im Januar.
In Japan hingegen scheint sich der Verkauf von Lebensmitteln normalisiert zu haben: Zwar verzeichnen mehrere Kategorien weiterhin starke UmsĂ€tze, es werden aber keine Spitzenwerte mehr erreicht wie in der jĂŒngeren Vergangenheit. Das ĂŒbermĂ€Ăige BedĂŒrfnis, sich mit Lebensmitteln einzudecken, scheint im gleichen MaĂe nachgelassen zu haben, wie die Bedrohung durch eine weitere Ausbreitung des Virus.
Unsicherheiten verstehen
Jeden Mittwoch veröffentlichen wir unsere neuesten Erkenntnisse zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die globalen Verbrauchertrends.
Wir wissen, dass das Corona-Virus weltweit fĂŒr groĂe Verunsicherungen gesorgt hat â bei Verbrauchern und Unternehmen gleichermaĂen. Durch eine Analyse der Rohdaten in Hinblick auf die VerĂ€nderung der Kaufgewohnheiten tragen wir hoffentlich zu einem genaueren Bild dessen bei, wie sich die Menschen an die Herausforderungen dieser unsicheren Zeiten anpassen.
1 Quelle: Criteo-Umfrage zum Corona-Virus, USA, MĂ€rz 2020, N=7.886.
2 Quelle: 1Quelle: Online-Sales und Online-Buchungen, Daten von Criteo, Q1 2019 und Q1 2020. Mindestens 5 Retailer/Reiseveranstalter auf der granularsten Ebene.